Die große Versammlung beginnt
Einzeln traten sie ein. Jedes der Echsenwesen angetan mit den goldenen Abzeichen ihrer Clans, den goldenen Ehrengleven, die Krieger in voller Rüstung, die Magier mit ihren steinernen Ketten, die Gondozik – ihr Altester hielt das Stammbuch der Vörrössz in seinen Händen -, und auch die Erszenys, mit ihrem typischen Kopfschmuck.
Jeder der neun Clans war vertreten, mit seinem Clanmeister, und alle neun Gondozik, so wie sie es immer taten bei den großen Versammlungen.
Heute jedoch waren auch die Erszenys geladen, der Großmeister ZANOSZTEK Znu Egym hatte um ihre Anwesenheit gebeten. Zu schwer lastete die Frage des vermissten Echsenkindes auf allen. Nur die Erszenys waren in der Lage, mit anderen Kulturen Kontakt aufzunehmen, und über ihre Meisterfreunde vielleicht etwas über SZUBANOK in Erfahrung zu bringen – so jedenfalls hatte der Auftrag des Großmeisters an die Erszenys gelautet.
Die steinerne Halle füllte sich langsam, jedes Echsenwesen reihte sich in einen großen Kreis ein, um das Feuer in der Mitte. In der Luft lag noch etwas von dem beißenden Geruch, den das Gewürzpulver des Großmeisters verursacht hatte. Tief atmete jede Echse ein, und wieder aus, so als wolle sie ihre Lunge mit dem Rauch reinigen.
Als alle versammelt waren, gab der Großmeister ein Zeichen. Daraufhin huschten junge Echsenkrieger durch die steinernen Tore herein und begannen, schwere Steinplatten um das Feuer der Mitte zu lösen. Augenblicklich erwuchs aus der nun erweiterten Öffnung im Boden, aus dem das Feuer bereits vorher gelodert hatte, eine meterhohe Flammenwand. Die Hitze, welche sich im steinernen Saal nun ausbreitete, hätte jedes andere Wesen in kürzester Zeit getötet. Doch sie die Vörrössz kamen aus dem Feuer und gehen am Ende ihrer Zeit ins Feuer. Dieses Geschenk der Erde reinigt ihren Körper und ihren Geist, und diese Reinigung wurde vor jedem Ritual vollzogen.
Die Echsenwesen starrten ins Feuer. Niemand sprach. Noch war es nicht Zeit. Sie warteten. Zeit hatte hier keinen Namen, keine Bedeutung. Die steinerne Halle war noch nicht bereit.
Wieder folgte ein Zeichen des Großmeisters, und die jungen Echsenkrieger verließen den Saal, rückwärts im Echsengang gehend, dabei in tiefer Verneigung vor dem Feuer. Von außen wurden die steinernen Tore geschlossen. Stille, nur erfüllt vom Brausen des Feuers, trat ein.
Nun erhob der Großmeister seine Stimme: „Vörrössz, wir haben uns hier eingefunden, um eines unserer erwählten Echsenkinder zu suchen. Es sind nun 9 Monde vergangen, seit SZUBANOK aus dem Clan der Znu Haroms ihre Erszeny QIRASZTA verloren hat. Wir hatten so große Hoffnungen in dieses Echsenkind, sie sollte die Bande zwischen unserem Volk und den Waldelfen Altansaars knüpfen. Doch die Götter haben einen anderen Weg für sie gewählt. Wir wollen heute in diesem Ritual zu ihrem Geist Kontakt aufnehmen. Bedenkt Vörrössz, ihre Fähigkeit dazu ist so zart wie ein Keimling, so unwissend wie ein Neugeborenes. Aber sie müsste nach den Berechnungen unserer Magier jetzt bereit sein,
auf Bilder welche wir ihr schicken uns in Bildern zu antworten. Doch lasst uns vorher noch ihrem Gondozik hören, um uns tief in dieses Echsenkind einzustimmen!“
Eine uralte Echse, gebeugt von der Last der Jahre, streckte sich und begann mit tiefer Stimme zu sprechen: „SZUBANOK Znu Harom. Nach den Genealogie-Plänen ist ihr Vater ZANOSZTEK Znu Egym, und ihre Mutter KISSZERISZ Znu Harom. Beide zeichneten sich durch besondere Erfühl-Talente aus, und die Erbanlagen beider Clans könnten zu einem außergewöhnlich langen Leben führen. Da das Ei das 3. im Gelege war, wurde es im Vulkan von Zuczak Kis als weibliche Echse ausgebrütet. Als das Kind schlüpfte, hatte es bereits eine zarte goldene Zeichnung auf ihrem Kamm! Sie entwickelte sich vorbildlich, und ich konnte ein neugieriges, und für uns Echsen ungewöhnlich freundliches Wesen feststellen. Manchmal vielleicht etwas übermütig, aber auch von extrem schneller Auffassung. Ich war ihr Gondozik für 24 Monde, und übergab sie Euch, Großmeister, in vollster Gesundheit.“
Wieder senkte sich Stille über die große Steinhalle. Einzig das Feuer fauchte tief aus der Erde. Die Hitze hatte enorme Ausmaße angenommen. Und wieder warteten die Echsen. Auf das Zeichen des Großmeisters, auf das Ritual, auf die Suche nach dem Geist SZUBANOKs.Statistik:Verfasst von Alena — Mo 28. Mai 2012, 05:59
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